Fisch Business

.... Hergekommen bin ich mit dem Ziel - direkt vom Schiff -          fang-frische Gambas zu kaufen......

 

Bereits während der Fahrt zum Hafen sortieren die Fischer die Meerestiere fein säuberlich nach ihrer Art in unterschiedliche Kisten, alle in eine Richtung. Kopf an Kopf. Alle Kisten stehen zu Beginn mit dem „Kopfende“ nach links.

Sonst schaffen wir kein gutes Auktions Ergebnis.

Wir müssen schnellst möglich, ansehnlich und klar übersichtlich liefern, sonst bekommen wir keine gute Quote, sonst kaufen die Einkäufer teurer bei den Kollegen. Alles eine Sache des richtigen Timings und des guten Aussehens!!!“ erklärt der Fischer in gelber ÖlzeugHose.

 

 

Wie an einer langen Perlenschnur kommen etwa 20 Fischerboote in den kleinen Hafen, 50 km südlich von Tarragona an Spanien´s Küste.

 

 

 

Gleich nach dem Festmachen geht es Schlag auf Schlag weiter: Fang von Bord abladen, auf Rollwagen stapeln und zum Wiegen fahren.

 

......Gambas .... direkt vom Kutter!!!

Das heißt, ich muß mich ranhalten!!  Frische Gambas, direkt vom Kutter, das ist mein Plan!!

 

   „Señora !! Das geht hier gar nicht!! Keine Chance!! “

 

sagt mir ein Fischer und nickt mit dem Kopf warnend rüber zur Auktionshalle.... während er zweieinhalb Kilo rötlichen Fisch mit einer kleinen Handwaage abwiegt und meinem spanischen Nebenmann - fast heimlich - übergibt. Bargeld wechselt den Besitzer. Mein irritiert fragender Blick wird mit Kopfschütteln beantwortet. Er gibt noch dem kleinen Mann links von mir ein halbes Kilo Fisch gegen Geld, wiederholt bei mir seinen:

 

                „Señora!! Das geht nicht!" Blick und ….

 

 

rollt gemeinsm mit seiner Crew seinen Tages - Fang Richtung Waage, seitlich der Auktionshalle.

 

 

 

An der Waage baue ich mich wieder halb schräg hinter ihm auf, ohne ihn bei seiner Arbeit, die Kisten einzeln auf das Fließband zu heben, zu behindern. Er rollt halb genervt – halb amüsiert die Augen, guckt wieder warnend, verschwörerisch zum Mann an der digitalen Waage und füllt mir indes ein gutes Kilo feinster Gambas in eine eilig hervorgezauberte Tüte. Diesmal wechselt mein Geldschein den Besitzer.... Alle bekommen es mit..... Keiner sagt was.... Alle machen es so.

 

 

So erkläre ich mir, daß die Flotte nicht selbstständig draußen ist, weil ja sonst jeder Fischer selber entscheiden könnte, wem er was, wann, wo, wie verkauft......oder aber .....die Einkäufer „verbieten“ das Verkaufen von Bord, da sie uns Kunden in ihren Supermärkten, Fischläden und Restaurants sehen wollen. Reine Spekulation...

 

Mit gut gesicherter Beute verfolge ich nun gespannt den weiteren Weg der ehemaligen Meeresbewohner.

 

Das Bild des Auktionators....

.... einem Kerl in derben Gummistiefeln, mit einem Fuß markant auf dem Kistenrand stehend, der in der um ihn stehenden Menge die aktuellen Gebote koordiniert..... dieses Bild ist stumpf veraltet.

 

Heute ist alles digital mit großen Monitoren

                                    und Fernbedienungs - Buzzern.

 

Der Fisch, der von der jeweiligen Mannschaft auf das Fließband gehieft wird, wird gewogen und vom Wiegemeister in das Computer Programm aufgenommen: Art, Gewicht, Fänger, Fanggebiet, Anfangspreis und unterster Mindestpreis. Im gleichen Arbeitsgang filmt eine Kamera den jeweiligen Fang in seiner blauen Kiste

 

und sofort können die Einkäufer auf ihren Rängen auf einem Bildschirm die Informationen lesen und daneben das Video des ursprünglich ordentlich hingelegten, mittlerweise verrutschten Fisches sehen.

moderne Fisch - Auktion

 

Der jeweilige Ausgangspreis wird nun blitzschnell runtergezählt – auf dem Bildschirm digital angezeigt – und der Einkäufer muß genau den Punkt erwischen, nicht zuviel zu bezahlen, nur nicht zu früh auf seine Fernbedienung zu drücken, und trotzdem seinen Mitbietern zuvorzukommen. Je niedriger der Einkaufspreis für ihn bzw. für seinen Supermarkt ist, um so größer ist seine Gewinnspanne.

 

 

Ein unglaubliches Feilschen und Taktieren ….gleichzeitig im world wide web Preise recherchieren …. ein „Gewinn Spiel“, bei dem die Fischer aus meiner Sicht eher verlieren..... bei den niedrigen Kilo Preisen, die am Schluß oft auf der Anzeige als Zuschlag blinken.

 

Mit Glück – je nach Fang – gehen diese Männer mit 100,00 bis 250,00 Euro am Tag aus der Auktion für eine 4 – 6 köpfige Mannschaft plus Boots- und Netzkosten......

 

da kaufe ich gerne für einen guten Preis meine Gambas direkt vom Kutter!!!

 

und habe anschließend einen besonders guten ....

 

..............GUTEN APPeTIT !!! .............

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mal schauen...was kommt..


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Kommentare: 3
  • #1

    Sabine (Dienstag, 01 Mai 2018 09:46)

    Sehr interessant, ich kenne diese Auktionen nur aus dem Fernsehen.
    Das Du so nah ran durftest.
    Anja, die Charmingqueen, kommt überall rein�
    Zu unserem Glück, so erfahren wir immer was spannendes.

  • #2

    Anja selber (Mittwoch, 02 Mai 2018 00:32)

    Hey, Sabin! Statt charming hab ich hier mal mein Profi Einkäuferin Gesicht aufgesetzt und war.... schwupp... drin in der Auktions-Riege. War wirklich mega spannend!!!

  • #3

    Sabine (Donnerstag, 03 Mai 2018 17:14)

    Jo, das kann ich mir sehr gut vorstellen.