Radlager - Wechsel am Straßenrand

Vorbereitungen auf portugiesisch
Vorbereitungen auf portugiesisch

Bereits kurz vor Silvester hatten wir einen kapitalen Schaden am Radlager vorne links. Begonnen hatte es bereits in Sevilla, ca. 140 km vor der portugiesischen Grenze. Die komischen Geräusche konnten wir aber noch nicht zuordnen, dafür traten sie zu selten auf. Und auch landesuntypischen Handzeichen eines Mopedfahrers konnten wir nicht wirklich deuten. Aber da mamlten sich schon die einzelnen WälzKugeln im Lager zu Kleinstteilen. Und das macht große Geräusche!!

 

Einmal - natürlich an der unpassensten, engsten Stelle im trubeligen, rushhour Großstadtgewirr von Sevilla - machte es ´nen riesen Krach, als würden wir über ein großes, unbefestigtes Metallgitter oder so fahren.

 

 

Das war das Lager!

 

Danach war aber wieder nix zu sehen oder zu hören.

 

Bis dann in Portugal - in der ungelogen tiefsten Pampa, abgeschieden von ALLEM - das Lager jegliche Weiterarbeit mit uns versagte. Mitten in dieser Einöde entschied mein Micha, mal kurz zu schaun, was da im Einzelnen los sei. Bei´m "schaun" fielen ihm bereist die Kugeln bzw. Walzen entgegen. Das innnere Lager hatte es komplett zerlegt und das war das Geräusch.

 

Am übernächsten Tag nahm Micha sein Fahrrad und schwang sich auf zum Bahnhof nach Vila Real, um von dort samt Radl nach Faro zu fahren. Vom Bahnhof in Faro sind´s nochmal 10 km zu Mercedes - Danke! es gibt Mercedes europaweit! - um dort die für uns bereits bestellten Lager abzuholen.

 

So ein Radlager besteht aus einem inneren, größeren und einem äußeren, kleineren  Lager, samt den jeweils dazu gehörigen Lagerschalen.  

Danke Mercedes Faro
Danke Mercedes Faro

Beim Einbau am darauf folgenden Tag stellte sich leider heraus, daß Mercedes ein richtiges, aber auch ein falsches Lager bestellt hat. Das komplett zerlegte Lager konnte Micha - Jippi!!! austauschen!  Schade!!!, daß ich zu der Zeit noch nicht wußte, daß wir einen Blog schreiben werden. Ich hätte vom Aus - Ein - Bau und von den teils durchaus schwierigen Phasen dazwischen Unmengen Fotos gemacht. Klar waren diverse Muttern festgegammelt und klar ging die Bremstrommel nicht einfach so freiwillig runter. Viel von Micha´s Kraft und KnowHow war gefragt, wollten wir da je wieder wegkommen. Und das wollten wir eigentlich schon. 

Sehr zufrieden und mit neuem Radlager!!! verließen wir die eigentlich schöne Gegend von Foz de Odeleite (übersetzt heißt es:  Fluß-Mündung des Odeleite). Wir mußten dringend an den Strand und durchpusten, wir brauchten Wind, Wellen und Bewegung.

 

Telefonisch konnten wir klären, daß Mercedes das äußere Lager neu bestellt und als wir Manu vom Flughafen in Faro holten, tauschten wir falsch gegen richtig.

 

SO! Und jetzt kommt die Geschichte ...

......Einbau des zweiten Radlagers mit Bildern!!

und weniger Worten.

 

Um ein einigermaßen "sauberes" Operationsfeld zu haben, auf dem wesentliche Helfer wie z.Bsp. der Wagenheber die Möglichkeit bekommen ihren Job gut zu machen, fuhren wir den Harrie auf die feste Straße am Fahrbahnrand in eine Parkbucht. Immerhin hantiert Micha ja am offenen Bein, da passt einfach kein sandiger Untergrund.

 

Fangen wir also an:

 

Den Wagen aufbocken.

Das Rad muß runter.

 

Die Schutzkappe in der Mitte wird mit einer 60er Nuß gelöst (ein durchaus haushalts übliches Maß!).

 

Mit dem Imbusschlüssel löst Micha die Feststellmutter des Lagers.

 

Da liegen jetzt die Feststellmutter und das äußere Lager mit Druckscheibe. Man zieht es einfach von der konischen Aufnahme ab. Es sieht wirklich erstaunlich gut aus, dafür daß das innere Lager ja kompletter Kugel - Matsch war, aber Micha sagt, daß man immer beide Lager zusammen austauscht.

 

Nun muß die Bremstrommel runter. Und obwohl sie bei der oben geschriebenen Reparatur ja schon mal runter war, war sie jetzt sperrig und unwillig. Schieben, hauen, drücken, ruckeln, schimpfen..... runter!

 

 

Da ist sie runter - die Gute - und liegt recht schwer (ca 25 Kg ) in Micha´s Schoß.

 

In der Bremstrommel sitzen (jetzt von oben zu sehen ) die innere und darunter die äußere  Lagerschale fest drin. Genau die Untere muß jetzt raus. Dafür nimmt Micha einen sogenannten Durchschlag und macht darauf gezielte, vorsichtige Schläge mit dem Hammer, bis sich die Lagerschale nach unten lösen läßt.

 

Jetzt siehst du die umgedrehte Bremstrommel und die neue Lagerschale, die nun eingesetzt werden muß. Diese Schale soll saugend - schmatzend und vor allem nicht verkantet in der Trommel sitzen, so daß auch hier einiges Geschick und aber auch Geduld gefragt waren.

 

Tricky!!! behilft sich Micha mit der alten Lagerschale. Er setzt sie passgenau auf die Neue und hämmert so auf der Alten rum, ohne die Neue zu verletzen.           

 

Maßarbeit .......

....die von vorbei schlendernden Passanten mit hilfreichen bis völlig überflüssigen Kommentaren begleitet wurde. Nur einer war voller ehrlicher Anteilnahme. Ein "Nachbar" kam; er konnte kaum krauchen, mit einem Kännchen Öl, um es Micha zu erleichtern, die Metall - Teile ineinander zu klöppeln. Nu erklär mal auf portugiesisch, daß da kein Öl zwischen darf. Macht nix, sagt er und erzählt mir viel! Ich versteh nix! 

 

Er hilft mir und holt - welche Mühe! - ein Bild von seinem Enkel und dessen Freundin. Sie beide leben in Deutschland, was leider so,so weit für ihn weg ist, dass er dort nicht hin kann und wir haben es schon gut, denn wir haben ein so tolles Auto, mit dem wir überall hin können.                                                                              Ja! Das stimmt!!!!

Und dann.... war die Lagerschale.....

 

 

....versenkt!! Sie sitz perfekt und strahlt uns drei freudig an!

Bremstrommel wieder druff und mit der Feststellmutter das Lager so einstellen, dass die Trommel frei läuft und abschließend mit der Imbusschraube fixieren. Den Freilauf der Trommel werden wir nach ca. 100 km kontrollieren.

 

Ach, und wenn das Rad schon mal runter war ..... laß doch mal gucken, was noch so.......och, guck, da ist ja ein Loch..... oh... und was für eins!!!.....

 

Aber das wird eine andere Geschichte......bis später!

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Hu (Mittwoch, 30 April 2014 01:18)

    Da fühl ich jeden Hammerschlag mit!!! Sch...-job. Und das auch noch auf der Strasse. Schraubergruß von Hu-ausderHypobank.

  • #2

    Martin (Mittwoch, 30 April 2014 10:42)

    So, dann will ich mich auch mal an eurem Blog beteiligen, auch wenn mich die Speiseabteilung nicht so sehr interessiert - das ist eher Annes Part ;)

    Sehr schöner Bericht, immer alles dokumentieren, da kann man im Zweifel selbst nochmal nachschlagen!
    Ein Tipp fürs nächste Lager: Einfach die Lagerschale vorher einfrieren. Dann wird sie minimal kleiner und geht deutlich leichter an ihren Platz.

    Viele Grüße und weiterhin gute Reise!
    Martin